Vom 26. Januar bis 29. Mai 2022 zeigt das Japanmuseum SieboldHuis die Ausstellung "Sōsaku hanga. Kreative Druckkunst aus Japan". Rund zweihundert Werke aus der Sōsaku-hanga-Bewegung veranschaulichen die Entwicklung der "kreativen Druckkunst" in Japan. Zum ersten Mal wird in Europa eine Ausstellung dieser Bewegung gewidmet, wobei die kreative Autonomie der japanischen Druckkünstler im Mittelpunkt steht. „Sōsaku hanga“ ist sowohl für Liebhaber traditioneller Drucke als auch für Kenner der modernen Kunst ein Muss.
Porträt von Hagiwara Sakutarō, Onchi Kōshirō, 1943. Kollektion Nihon no hanga, Amsterdam
Holzschnitte werden in Japan schon seit dem 17. Jahrhundert hergestellt. Bei dem ursprünglichen Holzschnitt arbeiteten mehrere Handwerker im Auftrag eines Verlegers. Der Verleger bestimmte das Motiv bzw. das Thema des Drucks, der Künstler fertigte den Entwurf an, der Blockschneider schnitzte das Motiv aus dem Holzblock und der Drucker brachte die Abbildung auf Papier. Doch im 20. Jahrhundert änderte sich die Sichtweise auf die traditionelle japanische Druckkunst, als Yamamoto Kanae (1882-1946) als Erster in Japan einen Holzschnitt komplett selbst herstellte: vom Entwurf bis hin zum Druck. Kanae betrachtete den japanischen Holzschnitt eher als eine Form der Reproduktion und verstand den Druck als Kunst. Hiermit war eine neue Interpretation des japanischen Holzschnitts geboren: die kreative Druckkunst oder auch „Sōsaku hanga“.
Mädchen am Schießstand. Kawanishi Hide (1894-1965), 1933. Kollektion Nihon no hanga, Amsterdam
Sōsaku hanga: eine einzigartige moderne japanische Kunstform
Kanaes Vision sprach auch andere Künstler an. Diese jungen Menschen waren auf der Suche nach ihrer persönlichen Freiheit, ihrer Selbstverwirklichung und ihrem individuellen Stil. Im Gegensatz zu früheren Generationen folgten sie nicht länger dem Stil ihres Lehrmeisters. Für viele dieser Sōsaku-hanga-Künstler war es wichtig, selbst einen Druck zu entwerfen, herzustellen und zu herauszugeben. Sie experimentierten mit Druckmaterialien, gaben das traditionelle Druckformat des 19. Jahrhunderts völlig auf und kombinierten Techniken des Holzschnitts und der Lithografie. In ihren Werken untersuchen und greifen die Künstler Fragen und Anregungen rundum die Tradition und die Modernität Japans auf.
Die kreativen Drucke haben überraschende Linien und zeigen bekannte und weniger bekannte japanische Themen und Alltagsgegenstände. Nehmen Sie Tobari Kogans Werk, das eine Frau in einem Kimono vor einem Spiegel zeigt, oder Kawanishi Hides Abbildung von zwei Mädchen in einem Schießstand. Auch traditionelle japanische Druckmotive wie Landschaften und weibliche Schönheiten sind zu sehen. Der ikonische Berg Fuji mit seinem schneebedeckten Gipfel ist in Kawabata Ryushis Druck auf moderne und stilistische Weise dargestellt.
Auch die sozialen und kulturellen Entwicklungen sowie die Modernisierung Japans werden abgebildet, so zum Beispiel in Koizumi Kishios Grafik, die moderne Gebäude am Flussufer nahe der Sukiya-Brücke zeigt. Daneben sind auch Impressionen moderner Architektur und westlicher Einflüsse auf das Alltagsleben auf den kreativen Drucken im Japanmuseum SieboldHuis zu sehen.
Flussufer bei der Sukiya-Brücke. Koizumi Kishio (1893-1945), 1935. Kollektion Nihon no hanga, Amsterdam
„Sōsaku hanga“ gibt einen chronologischen Überblick über die Entwicklung der kreativen Druckkunst in Japan im 20. Jahrhundert mit mehr als zweihundert Werken der wichtigsten Sōsaku-hanga-Künstler. Alle Werke stammen aus der Kollektion Nihon no hanga. Diese Ausstellung ist der erste von zwei Teilen über die Entwicklung der Druckkunst im 20. Jahrhundert. Im Jahr 2022 wird der kreativen Druckkunst eine Ausstellung über „Shin hanga“ (neue Druckkunst) aus in- und ausländischen Sammlungen folgen.
Katalog und Aktivitäten
Zu dieser Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, verfasst von Maureen de Vries. Darüber hinaus gewährt ein abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Aktivitäten tiefere Einblicke in die kreative japanische Druckkunst. Weitere Informationen über die Ausstellung, Aktivitäten und Eintrittskarten werden in Kürze auf der Website veröffentlicht.